Montag, 9. Juli 2018

Katzengeschichten und Wirtshausgeplänkel aus Obernburg




Im vergangenen Jahr hatte ich zusammen mit der Theatergruppe Die Granatsplitter eine Stadtführung mit der Familie Bubeck. Das war deshalb besonders spannend und interessant, weil Stefan Bubeck, Bürgermeister in Mengen, dies seiner Mutter Magda als Geschenk zu ihrem 75. Geburtstag gemacht hatte. Die Jubilarin war als Jugendliche von Obernburg weggezogen und hatte seitdem die Stadt ihrer Kindheit nicht wiedergesehen. Ihre Familiengeschichte wurzelt im ehemaligen Gasthof »Zum Hirschen«, wo sich später das Möbellager des heutigen Wohn-Center Spilger und die Geschäftsstelle der Hypobank befanden, später dann auch die Spilger-Möbelausstellung, bevor das große Wohncenter in Obernburg-Nord entstand. Heute gibt es im Gebäude des ehemaligen »Hirschen« mehrere Einzelhandelsgeschäfte, Dienstleister, Büros und Wohnungen. Es befindet sich gegenüber dem Rathaus und war von Otto Spilger senior gekauft worden. Es ergibt sich auch eine Parallele zur Familie meines Mannes: Dietmar Deckelmann, sein Cousin, wohnte direkt gegenüber und hat ein Buch über sein Leben geschrieben. Hier eine Zusammenfassung über Dietmars Lesung im Rathaussaal.

Besuch in Obernburg mit Stadtführung

Aber zurück zum »Hirschen«, vor dem Krieg eines der meist frequentierten und vornehmsten Gasthäuser in Obernburg. Im Jahr 1913 hatte es Cornel Müller aus Michelstadt gekauft. Er war Magda Bubecks Großvater. Wie sich bei der Stadtführung im März 2017 herausstellte, hat Magda Bubeck, geborene Müller noch mehrere Geschwister. Ihre Schwester Liesel lebt schon lange in Kanada und hat für ihre Enkel Kinderbücher geschrieben, die von ihrer Kindheit in Obernburg handeln und sehr liebevoll von Martha Hekmann illustriert sind. Die »Katzengeschichte« von Lieselotte Bartlett, geborene Müller, hatte ich mir sofort über eine Auslieferung in England bestellt und zeige sie auch immer bei meinen Stadtführungen. Durch einen Zufall kam der 80-jährige Obernburger Harry Heinz Knebel auf die Spur dieser putzigen Kinderbücher. Er hatte einer US-Amerikanerin geholfen, das Haus ihrer Vorfahren und ihre Verwandten aufzuspüren. Als Dankeschön schickte sie ihm später zwei von Liesel Bartlett geschriebenen Büchlein »Katzengeschichte von Liesel« und »Autogeschichte von Liesel«, eben solche, die von ihrer Kindheit in Obernburg erzählen. Die Autogeschichte war allerdings in Englisch. Aber wie mir Liesel Bartlett mittlerweile mitgeteilt hatte (Ich habe ihre E-Mail-Adresse recherchieren können) gibt es die Autogeschichte auch in Deutsch. Natürlich habe ich sie sofort bestellt und warte nun ungeduldig darauf.

Bei der Stadtführung im März 2017 freuen sich die Bubecks, Magda Bubeck in der Mitte, ihr leider inzwischen verstorbene Ehemann Klaus (links) und ihr Sohn Stefan (rechts) über die Geschenke aus Obernburg.

Diese Erfahrung zeigt mir, wie klein manchmal die Welt ist und die Entfernung von Obernburg nach Kanada durch zwei Kinderbücher minimiert wird. Liesel Bartlett hat sie als Book on Demand beim LULU Verlag herausgegeben, wo sie auch direkt bestellt werden können. Leider habe ich über Lieselotte Bartlett erfahren, dass ihr Schwager Klaus Bubeck mittlerweile gestorben ist. Er war so munter  und nett, dass es mir sehr leid um ihn tut. Er hatte sich einige Tage nach unserer Stadtführung noch einmal ausdrücklich für die schöne Führung und die Fotos, die ich zur Verfügung gestellt hatte, bedankt. Ich erinnere mich sehr gern an die Familie Bubeck.

hier der Beitrag aus dem Main-Echo:


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen