Dienstag, 9. Dezember 2014

"Obernburg mit langen Wimpern" - die Sichtweise einer Roigeplackten

 Obernburg mit langen Wimpern
Obernburg mit langen Wimpern - 
ein etwas anderer Stadtführer
Demnächst wird der Stadtführer "Obernburg mit langen Wimpern" erscheinen. Was heißt "demnächst"? Es wird wohl Februar, März 2015 werden, wenn er auf dem Markt erscheint. Er ist eine kleine Liebeserklärung an die Römerstadt am bayerischen Untermain, verfasst von einer "Roigeplackten", die es vom hessischen Vulkanberg in den bayerischen Odenwald verschlagen hat.

Wie sieht eine Obernburgerin, die nicht in der Region geboren und in der Kleinstadt am letzten Schwanzhaar des bayerischen Löwen aufgewachsen ist, ihre nächste Umgebung? Welche Gedanken schießen ihr durch den Kopf, wenn sie am Hexenturm steht und auf die Zinnen hinaufblickt? Was empfindet sie bei einem Sparziergang durch die Römerstraße?

Das Buch wird mehr als ein Stadtführer sein, den man in die Tasche oder ins Bücherregal steckt und hin und wieder mal hineinblickt, um gezielte Informationen herauszupicken. Es wird eine Lektüre sein, die humorig und berührend die Besonderheiten einer Stadt beschreibt, nicht immer die schönsten Ecken, aber doch zugehörig. Der Leser darf kein wissenschaftlich fundiertes Werk erwarten. Es sind aus vorhandenen Schriften gesammelte Informationen über Sehenswertes in Obernburg, angereichert mit ganz persönlichen Eindrücken und Empfindungen, unter langen Wimpern aufgefangen aus Sicht einer Frau, die ihre Umgebung intensiv wahrnimmt. Ein Stadtführer nicht nur Frauen, sondern für alle, die ihr Herz für Obernburg neu entdecken oder ihre Zuneigung festigen wollen. Der Preis steht noch nicht fest, da noch keine konkrete Seitenanzahl vorliegt.
Eine Leseprobe von "Obernburg mit langen Wimpern" 

Freitag, 21. November 2014

Ein Renommee für die Stadt Obernburg: Das Kultur- und Sozialcafé "Café fifty" in Obernburg

Eine tolle Atmosphäre im Café fifty bei der Ausstellungseröffnung mit Gemälden von Sadi Reis (Mitte).
Einen fulminanten Start hat der neue Trägerverein des Café fifty in Obernburg seit der Gründung am 20. Juni dieses Jahres hingelegt: Innerhalb kürzester Zeit erfolgte der Eintrag ins Vereinsregister, die Anerkennung der Gemeinnützigkeit, das Repair-Cafe wurde gestartet und mit einer stimmungsvollen Ausstellungseröffnung am gestrigen Donnerstag, 20. November 2014, die kulturelle Veranstaltungsreihe gestartet.

Seit acht Jahren gibt es das Café fifty in Obernburg, ursprünglich von der Diakonie Untermain als Arbeitslosencafé eingerichtet und nach zwei Jahren wegen interner Finanzierungsprobleme der Diakonie geschlossen. Die ehemaligen Mitarbeiter hatten dann einen Trägerverein für die von der Schließung betroffenen Sozialcafés übernommen, zu denen auch das Café Arbeit in Alzenau und das Café Oase in Aschaffenburg gehören. Es schien auch alles gut zu laufen, aber Ende April 2014 meldet der Verein"Café sozial e.V." Insolvenz an, weil er die Gehälter nicht mehr zahlen konnte. Während für die beiden Cafés in Aschaffenburg und Alzenau Auffangvereine gegründet wurden, drohte dem Café fifty in Obernburg das Aus mit der endgültigen Schließung. Ein Dutzend engagierter Menschen mit großem sozialen Herzen und Sinn für Kunst und Kultur wollten das nicht hinnehmen und haben sich für den Erhalt stark gemacht. Das Angebot wurde neben der Sozialberatung und dem Café-Angebot für Menschen mit geringem Einkommen deutlich erweitert. Mehr dazu auf der Homepage des Vereins Café Fifty - Verein für soziale Arbeit und Kultur e.V.

Danke für das schöne Foto, das Stadträtin Katja Heinz geschossen hat!



Dienstag, 11. November 2014

Fulminante Inszenierung von Carmen - Stehende Ovationen in der Obernburger Stadthalle

Dramatische Szenen wie hier mit Micaela (Claudia Appiani), Don José (Omar Garrido) und Carmen (Lucy Schneider) prägen die Aufführung von Carmen in der Obernburger Stadthalle. 

Es war ein kleiner Skandal, als Bizet im Jahr 1875 seine Oper Carmen uraufführte und mit der Geschichte einer „Femme fatal“ und selbstbewussten Frau aus einem unterprivilegierten Milieu die Gemüter erregte. Heute ist Carmen eine der meist aufgeführtesten Opern der Welt und begeisterte auch bei der Premiere am Samstagabend in der voll besetzten Obernburger Stadthalle das Publikum.

In einer Halle, die sich nicht gerade durch hervorragende Akustik auszeichnet und auf einer Bühne, die eigentlich viel zu klein für die Aufführung einer Oper wie Carmen ist, hatten die Sopranistin und Gesangslehrerin Claudia Appiani als Regisseurin und Dirigent Holger Blüder als musikalischer Leiter das Bestmögliche herausgeholt. Zwar gab es zum Ende des zweiten Aktes einige technische Probleme, wo das Knistern und Knacken über die Lautsprecheranlage den Genuss etwas trübte, doch wurde das Manko durch musikalische und darstellerische Höhenpunkte nach der Pause wieder ausgemerzt. Schließlich muss man bedenken, dass es sich bei den Mitwirkenden überwiegend um Laien handelte, die sich neben ihrem Beruf im Verlauf von 11 Monaten während vieler Proben auf die Aufführung vorbereitet und viel Freizeit investiert hatten.

Etwas ungewöhnlich mutete die Besetzung in den Stimmlagen an. Die Carmen wird in der Regel von Mezzosopranistinnen gesungen, wo schon im Timbre viel Erotik und Lasterhaftes mitschwingt. Wenn die wunderbare Habanera-Arie von einer Koloratursopranistin wie Lucy Schneider in einer lyrischen Stimmfarbe gesungen wird, hat das zwar einen lieblicheren Klang, ist aber nicht weniger reizvoll. Wenn der Tenor Bernhard Oberländer als Escamillo „Auf in den Kampf, Torero“ schmettert, wo sonst Bariton-Sänger für diese Rolle eingesetzt werden, macht das nur in der Stimmlage einen Unterschied, nicht aber in der Qualität. Ganz davon abgesehen, dass allein schon die temperamentvolle Musik mitreißt.

„Auf in den Kampf, Torero“ , die berühmte Arie des Escamillo, gesungen von Bernhard Oberländer.
Als Don José überzeugte der aus Mexico stammende Tenor Omar Garrido, der in der Schlussszene sowohl darstellerisch als auch stimmlich glänzte. Claudia Appiani, die nicht nur Regie führte und als Vocal-Coach fungierte, sondern übernahm auch die Rolle der Micaela. Sie setzte die berühmte Arie, wo sie in den Bergen nach José sucht, musikalisch hochemotional um. Neben den übrigen Darstellern und Sängern überzeugte auch der Chor von „intakt“ durch feinfühlige Begleitung und stimmliche Qualität.

Holger Blüder dirigierte die Oper schmissig und mit Tempo. Besonders erwähnenswert: Die Ouvertüre und das Vorspiel zum dritten Akt der Oper gerieten ihm und dem Sinfonieorchester der Musikschule glänzend. Das zeigte einmal wieder mehr, welch einen hervorragenden Klangkörper dieses vorwiegend aus Laien zusammengesetzte Ensemble aufzuweisen hat und wie Holger Blüder die Musiker motivieren kann. Das Publikum war hingerissen und quittierte die Premiere mit minutenlangem Applaus und stehenden Ovationen. Am Sonntag, 9. November war die zweite Aufführung, wiederum ausverkauft und noch begeisternder als die Premiere. 
Die beiden Macher: Regisseurin und Darstellerin der Micaela Claudia Appiani, Dirigent und musikalischer Leiter Holger Blüder
Ruth Weitz

Mittwoch, 5. November 2014

Coutndown für die Oper Carmen in Obernburg

Der Countdown zur Premiere der Oper Carmen läuft: Orchester und Chor unter der Leitung von Holger Blüder proben in der Obernburger Stadthalle.
Bereits im Januar dieses Jahres haben die Proben für die Aufführung der Oper Carmen begonnen. Es ist ein Mammut-Projekt im Jubiläumsjahr der Obernburger Musikschule, die seit 25 Jahren besteht. Die Vorbereitungen gehen in die Endphase. Selbst in den bayerischen Schulferien kamen Orchester und Chor, später dann die Vokalisten dazu, um alles rund zu feilen. Die Generalprobe am kommenden Freitag ist gleichzeitig auch eine Feuerprobe für die Premiere, die am kommenden Samstag, 8. November, ab 19 Uhr sein wird.

Nach den beiden Mozart-Opern „Die Zauberflöte“ und vor zwei Jahren „Die Hochzeit des Figaro“ ist die Aufführung der Oper Carmen von Bizet ein Geburtstagsgeschenk, das die Musikschule allen Opernfreunden und Musikliebhabern, vor allem aber der Stadt Obernburg macht. Musikschulleiter Holger Blüder hat wie bei den anderen Aufführungen wieder die musikalische Gesamtleitung und das Dirigat des Orchesters übernommen. Claudia Appiani, Sopranistin und Musikpädagogin, die unter anderem an der Musikschule Obernburg Gesang unterrichtet, führt wiederum Regie. Fest zum Team gehört auch der Obernburger Künstler Joachim Weissenberger, der die Kulissen fertigt.

Gemeinsam mit Appiani, die als Micaëla auf der Bühne stehen wird, haben die Solisten die Partien getrennt vom Orchester erarbeitet. Bis auf drei Ausnahmen handelt es sich bei den Sängern um Schüler aus den Gesangsklassen der Sopranistin in Obernburg, Bad Homburg und Oberursel. Die Carmen singt und Lucie Schneider. Für die Rolle des Don José wurde der in Würzburg lebende mexikanische Tenor Omar Garrido engagiert. Er kam Ende Oktober nach Frankfurt, wo die Vokalisten bisher in der von Claudia Appiani und Lucie Schneider gegründeten Opernwerkstatt die Szenen einübten. Am 2. November fanden sich alle in der Stadthalle zusammen, um zunächst einmal den Ablauf abzustimmen. Einzelne Passagen wurden zwei Tage später geprobt.

Hier weitere Informationen zum Ablauf der Carmen-Proben bei den Vokalisten.

Die Orchestermitglieder trafen sich zunächst in der Musikschule, in der Endphase direkt vor Ort in der Obernburger Stadthalle, wo sich dann auch die Sänger des von Holger Blüder geleiteten gemischten Chors „intakt“ anschlossen. Im Chor singen auch 13 Schüler von Claudia Appiani mit. Die meisten Orchestermitglieder sind Laien und werden von Musiklehrern ergänzt. Die Chorsänger und Musiker sind in den unterschiedlichsten Berufen tätig. Derzeit wird täglich geprobt. Bei der Generalprobe am Freitag werden viele direkt von ihrem Arbeitsplatz in die Stadthalle kommen. Das Publikum darf sich dann am Samstag, ab 19 Uhr und am Sonntag, ab 18 Uhr auf einen dreistündigen Musikgenuss freuen, den es sonst nur in den Opernhäusern großer Städte geboten bekommt.

Karten der Kategorie Eins und Zwei sind bereits ausverkauft. Karten der Kategorie Drei gibt es bei der Musikschule in der Obernburger Kochsmühle unter Telefon 06022 / 614711 und an der Abendkasse.


Hintergrund Oper Carmen

Die Oper Carmen in vier Akten komponierte der 1838 in Paris geborene George Bizet, der schon mit 16 Jahren seine erste Sinfonie geschaffen hatte. Das Libretto stammt von Henri Meilhac und Ludovic Halévy, die den Inhalt einer Novelle von Prosper Mérimée entnommen hatten. Die Uraufführung am 3. März 1875 würde man heute als Flop bezeichnen, denn das Publikum reagierte kühl auf die schonungslose Darstellung des Milieus, die krass vom sonstigen Stil komischer Opern abwich. Erst nach dem Tod von Bizet, der wenige Monate nach der Erstaufführung im Alter von erst 36 Jahren starb, wurde im Oktober 1875 bei einer Aufführung in Wien die Erfolgsgeschichte von „Carmen“ eingeleitet. Der verantwortliche Musikverlag hatte für internationale Bühnen eine neue Fassung mit Ballett und Rezitativen von Ernest Guiraud erstellen lassen. Carmen wurde eine der international meist aufgeführten Opern ihres Genres. ruw

Drei Fragen an Holger Blüder


Die Aufführung der Oper Carmen am 8.und 9. November als Musikschulprojekt in der Obernburger Stadthalle ist für alle Mitwirkenden eine große Herausforderung. Nach den beiden Mozartopern „Die Zauberflöte“ und „Die Hochzeit des Figaro“, wo die Messlatte schon recht hoch gelegt war, bedeutet „Carmen“ für die Musiker so viel wie der Anspruch eines Sportlers einen Meistertitel zu erringen. Main-Echo Mitarbeiterin Ruth Weitz sprach mit Holger Blüder, Leiter der Musikschule Obernburg und wie in den vergangenen Jahren auch für die musikalische Gesamtleitung verantwortlich, über die Vorbereitungen und Zukunftsvisionen.

Wer kam eigentlich auf die Idee, sich nach den Aufführungen von zwei Mozart-Opern an Bizets Carmen heranzuwagen?
Nach den Erfolgen der beiden vorherigen Opernproduktionen, gab es zwei Gesichtspunkte für die Auswahl des nächsten Werkes: Wie erreichen wir möglichst viele interessierte Zuhörer und wie entwickeln wir gleichzeitig unser Orchester weiter.

Nach längeren Überlegungen und dem Studium verschiedener Partituren fiel die Wahl schließlich auf „Carmen“. Zum einen hat diese wunderschöne Oper mit ihren vielen bekannten Stücken eine hohe Publikumswirksamkeit; zum anderen stellte sie für die Instrumentalisten und die Sänger eine neue Herausforderung dar (die Besetzung ist größer und die Schwierigkeit höher).
Ich freue mich sehr, dass wir mittlerweile die Qualität haben, eine solch herausragende Komposition präsentieren zu können!

Die Musiker und Sänger sind ja nicht alle Profis und müssen viel Freizeit opfern. Wie gelingt es, sie bei der Stange zu halten?

Der Probeplan sah eine kontinuierliche Steigerung vor: Wir haben mit Satzproben der einzelnen Stimmen begonnen, anschließend mit Streichern und Holzbläsern zusammen geprobt, danach die Blechbläser und das Schlagwerk ergänzt, dann abschließend den Chor und die Solisten hinzugefügt. Somit wurde das klangliche Erlebnis immer größer, weswegen die Motivation gleichbleibend hoch blieb.
Grundsätzlich gilt sowieso: Der Genuss des gemeinschaftlichen Musizierens und das Erlebnis, selber an einem solchen Kunstwerk beteiligt zu sein, entschädigt für alle Mühe. Die Mitwirkenden spüren, dass es keine verlorene, sondern eine sinnvoll investierte Zeit ist!

Haben Sie nach Carmen schon ein neues Opern-Projekt im Auge?

Nach über einjähriger – sehr intensiver – Planungs- und Vorbereitungszeit, genießen wir jetzt erst einmal den Abschluss dieses Projektes mit dem Höhepunkt der Aufführungen am 8. und 9. November. Danach sehen wir weiter...

Freitag, 31. Oktober 2014

Der Verein Lesezeichen fördert die Obernburger Stadtbücherei - Lesung mit Sina Trinkwalder und mehr

Gemeinsam planen und beraten Büchereileiterin Barbara Hohm und Fördervereinsvorsitzende Sabine Klimmer (von links) die nächsten Aktionen.

Am Beispiel des Fördervereins „Lesezeichen“, der durch seine Aktivitäten der Stadtbücherei Obernburg Mittel zur Verfügung stellt und zusätzlich das kulturelle Leben in der Römerstadt bereichert, wird klar, was alles nicht möglich wäre, gäbe es die ehrenamtliche Unterstützung für öffentlich und kirchlich getragene Büchereien nicht. „Lesezeichen“-Vorsitzende Sabine Klimmer hat viel vor. Einige Veranstaltungen stehen bereits fest oder sind schon umgesetzt das Lesetheater am kommenden Donnerstag mit Schauspieler Michael Hein. Die Autorenlesung mit Sina Trinkwalder am 7. November im Pfarrheim Pia fidelis steht noch bevor.

Michael Hein (Mitte) beim Mitmachtheater am 30. Oktober 2014 mit den Mitmachern in der Stadtbibliothek.
Lesen bildet und fördert die Sprachkompetenz
In der Stadtbücherei Obernburg wieselt und wuselt es eigentlich immer während der Öffnungszeiten. Eltern mit Kindern, Jugendliche und Erwachsene geben sich die die Türklinke in die Hand. Die einen kommen, die anderen gehen, immer mit einem Packen Bücher unterm Arm oder in der Tasche. Es ist unbestritten: Lesen bildet und fördert die Sprachkompetenz. Deshalb ist ein Tätigkeitsbereich die Leseförderung, für die der Förderverein finanzielle Mittel zur Verfügung stellt und selbst Veranstaltungen organisiert. So gibt es beispielsweise regelmäßig einmal in der Woche die LiLa-Lesestunde, wo für Kinder zwischen vier und acht Jahren eine spannende Geschichte vorgelesen wird. Hierfür hat der Verein jetzt auch Sitzkissen angeschafft, auf denen sich die Kinder tummeln können.

Für die vom Bildungsministerium geförderte Aktion „Lesestart“ für Krabbel- und Kindergartenkinder hat „Lesezeichen“ finanzielle Mittel für die Anschaffung von Pappbilderbüchern beigesteuert und auch für den Büchereibetrieb einen Medienzuschuss für Kinderliteratur geleistet. Dank des Fördervereins konnte ein Erzähltheater angeschafft werden, ein Holzlesetheater mit Bildkartensets, das sowohl Kindergärten, und Schulen als auch Senioreneinrichtungen zur Verfügung gestellt wird. „Auch für die Kinderkirche ist das Erzähltheater prima geeignet“, erklärt Bücherleiterin Barbara Hohm. Sie bestätigt, dass durch die finanzielle, personelle und ideelle Unterstützung des Fördervereins viele Aktivitäten umgesetzt werden, die das Büchereiteam alleine nicht stemmen könnte. Jährlich zwischen 3000 und 5000 Euro fließen in die Stadtbibliothek, die zum Teil als Medienzuschuss verwendet werden, um die Etatkürzungen abzufedern.

Die erste große Aktion des Fördervereins war ein Kabarettabend mit Michl Müller. „Das war schon ein Knaller“, bekennt Sabine Klimmer, die bereits seit der Gründung im Jahr 2007 an in der Führungsspitze war und seit Frühjahr dieses Jahres den Vorsitz übernommen hat. Obwohl das Kabarettangebot ein durchschlagender Erfolg war, wollen sich die Vereinsmitglieder auf das konzentrieren, was direkt mit Büchern zu tun hat. „Fürs Kabarett gibt es ja die Kleinkunstbühne in der Kochsmühle, da soll keine Konkurrenz aufgebaut werden“, sagt Klimmer und erklärt, dass alle Veranstaltungen und Aktionen mit Barbara Hohm abgesprochen werden. „Wir ergänzen uns gegenseitig ganz prima, und es gibt ganz viele Ideen, die wir gemeinsam entwickeln.“

Starke Frauen als Lesereihe
Am 7. November startet der Verein eine neue Reihe unter dem Titel „Starke Frauen“, wo die Unternehmerin und Autorin Sina Trinkwalder ihre Autobiografie „Wunder muss man selber machen“ vorstellen wird. Sie hat in Augsburg mit viel Enthusiasmus und ohne jegliche Erfahrung in dem Metier einen Bekleidungsbetrieb aus dem Boden gestampft und ehemals arbeitslosen Näherinnen einen Job gegeben. Ihre Kleidermanufaktur „Manomana“ gilt heute als Erfolgsmodell für ökosoziale Unternehmenspolitik. „Im Frühjahr soll die Reihe fortgesetzt werden“, berichtet Sabine Klimmer, die Frauen mit besonderer Leistung und vorbildlichem Engagement zweimal im Jahr nach Obernburg holen will. Wer es im Frühjahr sein wird, hat sie nicht verraten. „Die Verhandlungen laufen noch“, sagt sie.

Wunder muss man selber machen

Sina Trinkwalder. Foto: Droemer Verlag
„Machen“ – in diesem Wort steckt ein großer Teil der unternehmerischen Philosophie der heute 36-jährigen Sina Trinkwalder. Das war schon so, als sie im Alter von 21 Jahren ihre Werbeagentur gründete und als sie 11 Jahre später, im Jahr 2010, ihr Textilunternehmen „manomama“ in Angriff nahm, mit dem sie möglichst vielen Menschen den Wiedereinstieg in ein geregeltes Berufsleben ermöglichen wollte. Wie ihr dieses Wunder gelang, hat sie in einem Buch festgehalten, aus dem sie am 7. November, ab 19.30 Uhr im frisch sanierten und umgebauten Pfarrheim Pia fidelis lesen und ihre Geschichte erzählen wird.

Sina Trinkwalder ist ein herausragendes Beispiel für eine taffe Unternehmerin mit sozialer Ader, die sich ihren Traum erfüllt hat. Ohne entsprechende Vorbildung im Schneiderhandwerk, ohne einen belastbaren Businessplan und vor allem ohne eine klare Produktidee überwand sie die größten Hindernisse. Als Autodidaktin, allein angetrieben von ihrer enormen Energie und ihrem unbedingten Wunsch etwas Sinnvolles in die Welt zu bringen, schaffte sie, was kaum jemand für möglich gehalten hatte: am alten, abgehalfterten Textilindustriestandort Augsburg ein junges Textilunternehmen mit mittlerweile knapp 150 Mitarbeitern - ihren „Ladies“ - zu etablieren.

Gleichzeitig trat sie damit den Beweis an, dass man in Deutschland ökologisch und sozialverantwortlich produzierte Textilprodukte zu marktgängigen Preisen erfolgreich vermarkten kann. Die Erfolgsgeschichte von Sina Trinkwalder und „manomama“: In ihrer Autobiografie „Wunder muss man selber machen“ erzählt die Unternehmerin die ganze Geschichte, die Freude und das Leid. Als die härteste Zeit der letzten drei Jahre bezeichnet Sina Trinkwalder die Wochen, während der sie sich zum Verfassen ihres Buches zurückzog. Ihr sei während des Schreibens immer wieder klar geworden, wie oft die Sache hätte schiefgehen können. „Wunder muss man selber machen“ ist die Geschichte eines unmöglichen Erfolgs, spannend wie ein Thriller, ergreifend und mitreißend.

Hier die Zusammenfassung der Autorenlesung mit Sina Trinkwalder in Obernburg und eine Buchrezension

Montag, 27. Oktober 2014

Rasante Bühnenshow in der Obernburger Kochsmühle mit ASS-Dur

Dominik Wagner und Benedikt Zeitner sind ASS-Dur.
Höherer Blödsinn und noch höhere Musikalität zeichnen Dominik Wagner und Benedikt Zeitner aus, die am Samstagabend mit ihrem bereits dritten Programm unter dem viel sagenden Titel „3. Satz-Scherzo Spirituoso“ das Publikum in der Obernburger Kochsmühle zum Toben brachten. Das Comedy-Duo nennt sich Ass-Dur, wobei das Ass als Trumpf in Sachen Humor und Bühnenpräsenz zu werten ist und das Dur eindeutig als Assoziation auf die Virtuosität der beiden hoch begabten Musiker hindeutet.

Wer die Comedians in ihren ersten beiden Programmen erlebt hat, weiß, dass bei ihrer turbulenten Show kein Auge trocken und kein Zwerchfell verschont bleibt. Während Benedikt Zeitner den smarten, stilgerecht in Frack und Fliege gewandeten seriösen Conférencier und Diseur mimt, zeigt sich Dominik Wagner in Schlabberhose und Kapuzenpulli leicht gelangweilt und mit müdem Blick als krasses Gegenstück. Gerade die Unterschiedlichkeit, die sich im Verlauf des Programms als beeindruckende Kongenialität entpuppt, macht den Charme von Ass-Dur aus.


Flankiert werden die Musik- und Tanzeinlagen von Gestik und Mimik und scheinbar zufällig eingestreuten Witzchen, die für sich genommen eigentlich ziemlich flach sind, aber von Dominik Wagner in den Raum geworfen Lachsalven erzeugen: „Ist ein Raumschiff mit Frauen eigentlich unbemannt?“ oder „Ich habe einen IQ-Test gemacht und voll Glück: er war negativ! Stell dir vor ich hätte was gehabt!“ Der vermeintlich bildungsferne Wagner ist aber ein blitzgescheites Kerlchen, das ebenso hinreißend Klavier wie Violine spielt.









Benedikt Zeitner präsentiert seine gesanglichen Qualitäten, erklärt höchst amüsant musikwissenschaftliche Weisheiten, steppt wie Fred Astaire über die Bühne und gibt ein weiteres Talent preis,  als er sich ans Klavier setzt und seine Finger über die Tasten gleiten lässt. Wenn beide dem Erdchakra näher kommen und bei der Suche danach scheitern, das Kinderlied vom Biba Butzemann in verschiedene Musikstile verpacken, als Boygroup über die Bühne wirbeln und klavierspielend die Kleider tauschen, ohne auch nur einen Ton auszulassen oder daneben zu greifen, ist das Publikum kaum noch zu halten und quittiert es mit frenetischem Applaus und Beifallspfiffen.

 
© Ruth Weitz. Text und Fotos unterliegen dem Urheberrecht.

Hier die Diaserierie

Montag, 13. Oktober 2014

Förderpreis Musik 2014 der Stadt Obernburg für Tom Hofmann und Lukas Katter


Tom Hofmann und Lukas Katter (von rechts) erhalten den Förderpreis Musik 2014 der Stadt Obernburg, den Bürgermeister Dietmar Fieger (links) überreicht.
Die Musikschule ist für die Stadt Obernburg ein Aushängeschild, denn hier wird das musikalische Talent von Kindern und Jugendlichen und auch die soziale Kompetenz gefördert. Ein großes Lob für die hervorragenden Leistungen und einen vorbildlichen Teamgeist gab es am Sonntagabend, 12. Oktober, bei der Verleihung des Förderpreises Musik , den die Stadt Obernburg seit 1992 im zweijährigen Rhythmus an besonders begabte Nachwuchstalente vergibt, die entweder in Obernburg wohnen oder eine Schule in der Römerstadt besuchen. Erstmals wurden die Preisträger gleich nach dem Wettbewerb im Vortragssaal der Musikschule bekannt gegeben und bekamen ihre Urkunden von Bürgermeister Dietmar Fieger überreicht.

Die Jury berät
In den vergangenen Jahren gab es immer eine eigene Veranstaltung, bei der die Preisträger ausgezeichnet wurden. Musikschulleiter Holger Blüder, der zusammen mit Reiner Hanten die Obernburger Einrichtung in der Kochsmühle führt, zeigte sich erfreut, dass nahezu alle Teilnehmer, die am Vormittag und tagsüber am Wettbewerb teilgenommen hatten, am Abend nochmal nach Obernburg kamen, um bei der Verleihung dabei zu sein. Im Vorraum und im Vortragssaal warteten sie zusammen mit Eltern, Großeltern und Geschwistern mit Spannung auf das Ergebnis. Die Juroren Ulrich Eick-Kerssenbrock, Ulrich Sauerstein und Meinhard Gerlach hatten sich in den Nebenraum zurückgezogen. Ab und zu öffnete sich die Tür, aus der entweder Holger Blüder oder Reiner Hanten heraustraten und mit einem Zettel in der Hand zum Büro flitzten, um Musikschul-Sekretärin Uschi Marquart mit den ersten Ergebnissen zu versorgen, damit sie schon die Urkunden vorbereiten konnte.

Das Ergebnis wird bekannt gegeben
Gegen 19 Uhr war dann klar, wer eine Auszeichnung erhält und wer den diesjährigen Förderpreis gewinnt. Die Juroren hatten diesmal besonders lange beraten, weil sie sich nicht für einen einzelnen Preisträger entscheiden konnten. So waren es zum Schluss zwei begabte junge Musiker, die mit dem Förderpreis bedacht wurden: der Pianist Lukas Katter und der Gitarrist Tom Hofmann. Ihnen wurde die Auszeichnung in Form einer Porzellanvioline überreicht. Für alle, die mit einem Preis für ihre sehr guten und hervorragenden Leistungen belohnt worden waren, gab es kräftigen Applaus. Das bewog Holger Blüder zu der Bemerkung, dass Konkurrenzdenken bei der Musizierenden keinen Platz hat, sondern der Gemeinschaftsgeist an erster Stelle steht. Dafür gab es noch mal einen Sonderapplaus.
Alle Nachwuchsmusiker, die einen ersten Preis erhalten haben, freuen sich mit Bürgermeister Fieger über die Auszeichnung. 
Die Preisträger

Bei den Saiteninstrumenten gab es in der Altersgruppe I dritte Preise für Veronika Appel (Violoncello) und Annika Wenzel, zweite Preise für Luzia Blaut und Emma Schwarzkopf und einen ersten Preis für Isabell Xiao, die alle Geige spielen. In der Altersgruppe II  Violine gab es einen zweiten Preis für Katharina Kraft und einen ersten Preis für Johannes Dölger. Bei den Holzblasinstrumenten erhielt die Klarinettisten Thea Hofmann (Altersgruppe III) einen zweiten Preis und Vincent Hofmann (Altersgruppe II) einen ersten Preis. Ein erster Preis ging auch an den Saxofonisten Andreas Zöller (Altersgruppe III). Das Klarinettenquartett der Altersgruppe III mit Spohie Wöber, Lena Hohm, Eliane Zimmermann und Thea Hofmann erhielt einen ersten Preis. Bei den Blechbläsern in der Altersklasse I nahmen Tobias Hohm und Jule Muth einen dritten Preis mit nachhause. Der Trompeter Henrik Koops erhielt einen dritten Preis und Celina Koch durfte sich über einen ersten Preis freuen. Der junge Nachwuchssänger Benjamin Becker hatte mit gutem Erfolg an dem Wettbewerb teilgenommen. Das Duo Laura Brettschneider (Gesang) und Johannes Kramb (Klavier) hatte in der Altersklasse I einen ersten Preis erreicht. Ebenfalls in der Altersklasse I war das Gitarrenquartett mit Ana Brand, Angelina Fath, Anna-Lena Löwer und Max Pöttcher angetreten, das mit einem ersten Preis ausgezeichnet wurde. Die Gitarrenensembles Klampfenbande (Altersgruppe I) und Ensemble 12 (Altersgruppe III) erhielten jeweils zweite Preise. Zweite Preise fürs Gitarrenspiel in der Altersklasse I gab es auch für Ana Brand, Angelina Fath, Luisa Goll, Max Pöttcher und Jan Sommer. In der Altersklasse II erhielten Nikolas Bautz einen dritten und Felix Möller einen zweiten Preis. Samantha Geis und Tom Hofmann, der auch Förderpreisträger ist, wurden mit einem ersten Preis in der Altersklasse III ausgezeichnet. Bei den Nachwuchspianisten errang Laura Brettschneider in der Altersklasse I einen dritten Preis, Johannes Kramb, ebenfalls Altersklasse I, wurde mit einem zweiten Preis ausgezeichnet. In der Altersklasse II erhielt Nicolas Vollmuth einen ersten Preis und in der Altersklasse III wurde Lukas Katter mit einem ersten Preis und dem Förderpreis der Stadt Obernburg bedacht.
Hier zum Bericht über die Preisverleihung 2012
© Text und Bilder Ruth Weitz 

Montag, 6. Oktober 2014

Der Obernburger Mühlstein 2014 geht an Harry & Jakob

Die Freude ist groß, als Harry und Jakob (links) den Mühlstein von Jürgen Tillack entgegen nehmen, daneben Alicja Heldt, Vinzent Binders und René Sydow, die ihren Kollegen applaudieren.
Ein Einspalter mit Briefmarkenfotos war das Ergebnis der Veröffentlichung meines Manuskripts über den Kabarettwettbewerb am 4. Oktober in der Kleinkunstbühne Kochsmühle im schönen Obernburg. Leider wurde der Text aus Platzgründen auch noch gekürzt. Hier die Zusammenfassung in voller Länge mit allen Fotos.

Es war keine leichte Entscheidung, die das fünfköpfige Jurorenteam am Samstagabend in der Obernburger Kochsmühle zu treffen hatte. Beim diesjährigen Wettbewerb um den Obernburger Mühlstein mit insgesamt fünf Beiträgen von sechs Nachwuchskabarettisten wurde eine Menge Hochkarätiges geboten. Doch letztlich waren sich Publikum und Jury einig: Den 15 Kilo schweren Kleinkunstpreis durfte das Duo Harry und Jakob mit nachhause nehmen.  Die beiden Künstler reimten sich mit Witz, Schlagfertigkeit  und überzeugender Performance in die Riege der mittlerweile 24 Mühlstein-Preisträger.

Mit ihren witzig gereimten Versen und einem gekonnten Auftritt überzeugen Harry Kienzler und Jakob Nacken als Harry& Jakob beim diesjährigen Kabarettwettbewerb um den Obernburger Mühlstein.

Spritzige Verse in vollendeter Metrik
Harry Kienzler und Jakob Nacken sind keine Unbekannten in der Kleinkunstszene. Mit ihren spritzigen Versen, die sie sich in vollendeter Metrik im Schlagabtausch zuwerfen, holten sie sich schon den baden-württembergischen Kleinkunstpreis. Am Samstagabend brillierten sie nicht nur mit ihrer gereimten Schauerballade von Hirsch und Jäger und einfallsreichen Pointen. Sie begeisterten zudem mit Spontanität und aus der Hüfte geschossener Improvisation.  So schufen sie Spontanreime auf Zuruf ein Epos  in mehreren Strophen mit dem vorgegebenen Satz „Obernburg liegt am Main“ und den eingestreuten Reimworten „Versäumnisurteil“ und „Xylophon“. Der letzte Satz, „Obernburg, du bist mein Glück“, erwies sich als Omen.  Als Jürgen Tillack vom Vorstand des Kochsmühlenvereins das Ergebnis der Juryentscheidung und der Publikumsauswertung bekannt gab und Harry und Jakob den gewichtigen Preis übergab, war das Glück der beiden perfekt.

Beinhartes politisches Kabarett bietet René Sydow.

Parforceritt durch die bundesrepublikanische Polit-Szene 
Fee Badenius, die im vergangenen Jahr den Wettbewerb in der Kochsmühle gewonnen hatte, führte charmant und liebenswert-frech durch den Abend, umrahmte die Moderation mit  pfiffigen Liedern  über die Liebe und das Leben und verkürzte das Warten auf die Entscheidung aufs Angenehmste. Von den Künstlern, die sich am Samstagsabend um die Gunst des Publikums und der Jury bewarben, wird man in Zukunft sicher noch mehr zu erwarten haben. Zum Beispiel von René Sydow, der mit einem Ausschnitt aus seinem Programm „Gedanken!Los“ intelligentes und messerscharfes politisches Kabarett bot. Seine Zunge benutzte er als Florett, mit der er sich durch die politischen Ränkespiele focht. Vom transatlantischen Freihandelsabkommen bis zu Waffengeschäften in Krisengebiete, von dümmlichen Fernsehsendungen („Jetzt ist mir klar, warum Fernsehen auch Kanal heißt“) bis zu Ursula von der Leyens Schmallippigkeit und Dirk Niebels Verbandelung mit Rheinmetall gestaltete er einen Parforceritt durch die bundesrepublikanische Polit-Szene.

Eine gehörige Portion Georg Kreisler blitzte bei Vinzent Binders durch. Der junge Österreicher überzeugte durch seine bitterbösen Liedtexte über den politischen Irrsinn und die tumbe Trägheit der Gesellschaft.  In einem seiner Lieder beklagte er, dass er als Veganer keine Chance hat, in eine rechtsradikale Partei aufgenommen zu werden: Veganer werden immer in die politisch linke Ecke gestellt! – Selbstredend als beinharte Satire zu verstehen. Die  Hamburger Deutsch-Polin Alicija Heldt präsentierte deftige Comedy, die dann richtig gut gefiel, als sie auf ihre anfangs inflationär eingestreuten zotigen Wortschöpfungen verzichtete. Wenn sie zu bildhaften Vergleichen wechselte, um die Unterschiede zwischen Mann und Frau aufzudröseln und Vorurteile als Schwachsinn zu entlarven wie „Alle Polinnen sind blond, haben hohe Wangenknochen und eine Stupsnase“, mit den Augen rollte und echte Empörung zeigte, weil mit dunklen Haaren und ausgeprägtem Riechorgan ausgestattet, war sie glaubwürdig und witzig zugleich.  

Macht’s Georg Kreisler nach: Nachwuchkabarettist Vinzent Binders.
Alicja Heldt klärt über die Unterschiede zwischen Mann und Frau auf.

Ein Schweizer mit Esprit
Als Schweizer, die in der Regel mit einem Gelassenheits-Gen ausgestattet sind und nicht gerade zu den Turbo-Artikulierern zählen, zeigte Alan Frei erfrischenden Esprit. Mit einer Spur Selbstironie und der Fähigkeit, aus dem Stand eine Pointe zu entwickeln und auf Zwischenrufe aus dem Publikum zu reagieren, erntete er viele Lacher und Zwischenapplaus. Den Status der Eidgenossen, nicht zu den Schnellsten zu zählen, kleidete er in Kalauer. Bezogen auf das Tempolimit auf Autobahnen in der Schweiz sagte er: „In Deutschland wird man geblitzt, in der Schweiz gemalt“.

Alain Frei ist kein Turbo-Artikulierer, aber ein flotter Schweizer.
Das Resümee des Abends: Drei Stunden gute Unterhaltung mit putzmunteren Kleinkünstlern, von denen man noch mehr sehen und hören möchte. Schlussendlich mit dem Duo Harry und Jakob ein würdiger Gewinner des Obernburger Mühlsteins.


Hintergrund: Der Obernburger Mühlstein
Der Obernburger Mühlstein wird seit 1989 vom Arbeitskreis Kul-Tour, dem Trägerverein der Kabarettbühne in der Obernburger Kochsmühle, ausgelobt. Parallel dazu erhält das Publikum die Chance, seinen Favoriten zu wählen. Den ersten Obernburger Mühlstein erhielt Bernd Vogel, Publikumsliebling wurde damals Günter Grünwald. 15 Kilogramm wiegt der Preis, den eine fünfköpfige Fachjury vergibt. Bisher waren sich Publikum und Jury bei der Bewertung insgesamt zehnmal einig. Aktuell bei Harry und Jakob, die mit ihrem gereimten Schlagabtausch sowohl bei den Gästen als auch bei den Fachjuroren die meisten Punkte sammelten. Sie werden im kommenden Jahr ihr vollständiges Programm in der Kochsmühle zeigen und die Moderation beim nächsten Kabarettwettbewerb um den Obernburger Mühlstein übernehmen.


 © Text und Fotos: Ruth Weitz

Freitag, 3. Oktober 2014

Das schönste Dirndl und die kracherndste Krachlederne beim Obernburger Oktoberfest

Dietmar und Hedi Rauch auf dem Catwalk mit der krachendsten Krachledernen und dem schönsten Dirndl.
The Winners are: Hedi und Dietmar Rauch, die am Donnerstagabend die kesseste Sohle hinlegten und mit schickem Dirndl und krachender Krachlederner auf dem Catwalk am Obernburger Rathaus überzeugten. Manfred Schmock vom Gewerbeverein, der die Wahl moderierte und es besonders spannend machte, freute sich fast genauso wie die Sieger. Das erste Obernburger Oktoberfest war ein Bombenerfolg, der danach verlangt  im nächsten Jahr ausgebaut zu werden. Die Jury, bestehend aus Bürgermeister Dietmar Fieger, MdB a.D. Wolfgang Zöller, Stadträtin Katja Heinz, Hannelore Schreiber und Moni Schmock waren sich einig, dass die beiden das schönste Oktoberfestpaar auf dem Rathausplatz darstellten. Die originellsten Gewänder präsentierten Gerti und Manfred Dreizler aus Hofstetten. Das Siegerpaar freute sich riesig und darf demnächst ein Wellnesswochenende in der Domstadt Fulda verbringen.
Die Oktoberfest-Premiere war ein voller Erfolg und das Publikum zeigte sich begeistert. Für den musikalischen Rahmen am Abend sorgte das Duo Kussecht und heizte mit schmissigen Rhythmen kräftig ein.

Die Dreizlers begeisterten mit einem besonders originellen Trachtenoutfit.
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Mittwoch, 1. Oktober 2014

Der Frosch sitzt nicht im Hals, sondern am Bogen

Mit einem Gewicht von 4000 Gummibärchen auf dem Rücken –
so viel wiegt ein Cello – beginnt Katrin Penz ihr
musikalisches Kabarett-Programm mit dem Titel: „Einmal Pferdehaar bitte“.
Vier Lametta-Stricke in Silber, außen herum eine Menge Holz, ein Stachelanker als Freundschaftsring, Antidruckstellen-Lätzchen und ein Bogen mit Frosch und Pferdehaar. Wer hätte gedacht, dass es sich dabei um ein Cello handelt! Die Zuhörer, die am Sonntagabend des 28. September in die Obernburger Stadthalle kamen, um Katrin Penz mit ihrem Kabarett-Programm „ Einmal Pferdehaar bitte“ zu erleben, waren anschließend so schlau, haben sich köstlich amüsiert und auch eine kräftige Prise Musikgenuss mit nachhause genommen.

Katrin Penz und ihr "alter Knacker", ein 1916 gebautes Cello.

Plaudereien....

Gabriel Blüder assistiert.

Musik hörbar und lesbar.

Intelligent, musikalisch, witzig, so würden die Attribute lauten, würde man das Programm von Katrin Penz in drei Worten zusammenfassen. Es ist aber deutlich mehr, was die Cellistin und Musikpädagogin in ihren Solo-Auftritt einfließen lässt. Es ist ein Stück eigene Lebensgeschichte, die sie dem Publikum unterbreitet. Die Musikerin, die aus Görlitz an der deutsch-polnischen Grenze stammt, erzählt von „echten Wintern“, wo sie als Musikschulelevin bei deftigen Minustemperetaruren mit ihrem Cello an der Bushaltestelle warten musste, ihr das Instrument bei Glatteis aus den Händen glitt und sie fürchtete, dass es zerbrochen war. Das Publikum erfährt von Auftritten im ehemaligen Bauern- und Arbeiterstaat, explizit von musikalischen Umrahmungen bei der Jugendweihe, wo das Spielen der Nationalhymne zum festen Repertoire gehörte. Nebenbei serviert Penz noch einen Ohrenschmaus mit der Interpretation von „Auferstanden aus Ruinen…“, einer unbestreitbar schönen Melodie.

Das Cello ist ihr beste Freund
Den breitesten Raum des knapp zweistündigen Programms nahm die Vorstellung des 1916 gebauten Cellos ein, das Katrin Penz als Freund bezeichnet und die Verbindung scherzhaft „Alter Knacker nimmt junge Frau“ nennt und hinzu fügt: „Er ist der Herr der Saiten und noch ganz schön fit“. Die Kosten für dieses wertvolle Instrument sind ihrer Aussage nach mit denen für die Anschaffung eines Kleinwagens vergleichbar. „Ich habe schon einen Kleinwagen, ich brauche keinen mehr“, stellt sie trocken fest. Kleine Reisen habe sie auch schon genug gemacht, erklärt sie, als sie dann den entsprechenden Anschaffungspreis für einen qualitativ hochwertigen Bogen nennt.

Dafür spart sich Penz die Gebühren für ein Fitness-Center. Mit dem Gewicht von 80 Tafeln Schokolade oder 4 000 Gummibärchen, vergleichbar mit der Masse von 16 Hefeweißbieren in ihrem Cello-Rucksack ständig treppauf und treppab zu gehen, ist laut Penz ein hervorragendes Training. „Die Celli haben immer die oberen Stockwerke“, resümiert sie. Sie macht einen Schmollmund, wenn sie die Flötistin im engen, hochgeschlitzten Kleid erwähnt, sie als Cellistin aber fünf Meter Stoff für einen weit schwingenden Rock benötigt. 

Die Rache der Cellistin
Es leuchtet ein, wenn Penz sagt:„In einem Kleid mit Schlitz kann ich nur einmal spielen, zumindest in einem seriösen Orchester“. Aber die Rache der Cellistin ist süß. Zwar repräsentieren die Celli nicht die ganz große Musik, sondern wandern durch alle Harmonien und geben den Rhythmus vor. „Da müssen auch die Flötistinnen in ihrem Schlitzkleid nachgeben!“ bemerkt Penz mit einem zufriedenen Lächeln. Die Musik kommt am Sonntagabend auch nicht zu kurz. Neben gekonnt interpretierten Auszügen aus Bach-Suiten gibt es noch die berühmte Habanera-Arie aus Carmen und das Ännchen von Tharau zu hören und die wunderbare und berührende Sarabande aus der 1. Suite von Bach.

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Übrigens: Seit Januar wird für die Oper Carmen geprobt. Die Aufführungen der Musikschule Obernburg sind am Samstag, 8. November und Sonntag, 9. November in der Obernburger Stadthalle. Katrin Penz spielt im Orchester mit. Ein paar Impressionen zu den Proben der Vokalisten gibt es hier..

Samstag, 27. September 2014

Oktoberfest in Obernburg am 2.10.2014

Gute Laune vor dem Obernburger Rathaus bei Oktoberfeststimmung: Peter Klemm, Katja Heinz, Moni und Manfred Schmock.
"O'zapft is'" heißt es am 2. Oktober vor dem Rathaus in Obernburg, wenn Bürgermeister Dietmar Fieger den Zapfhahn im Bierfass gegen 11 Uhr versenkt hat. Ab dann geht es zünftig zu. Selbst wenn der Himmel am 2. Oktober nicht weiß blau sein sollte, wird das der guten Laune keinen Abbruch tun. Denn das Festzelt ist mit bayerisch Blau ausgestattet und beim Maß Bier, das halb so teuer ist wie auf der Wies'n, bei Brez'n, bayerischen Schmankerln und zünftiger Musik lässt sich's prima aushalten. Ab 18 Uhr spielt das Duo Kussecht. Der Gewerbeverein prämiert das schönste Dirndl und die schönste Krachlederne. Den Siegern winkt ein Wellness-Wochenende in der Domstadt Fulda. Beim Einkauf in den Obernburger Geschäften gibt's Gutscheine, die im Festzelt eingelöst werden können.

Und hier das Ergebnis der Wahl zum schönsten Dirndl und der schönsten Krachledernen.

Freitag, 26. September 2014

Der Mauerfall von Obernburg

Noch steht sie, die Mauer, bewacht von zwei Vopos mit dem Gewehr im Anschlag.
Doch nicht mehr lange, denn Sparkassen-Vorstandmitglied Heinz Peter Kehrer, Landrat Jens Marco Scherf und Bürgermeister Dietmar Fieger sind wild entschlossen, sie niederzureißen.

Wie vor 25 Jahren in Berlin kommt es zum Mauerfall in Obernburg.
„Vom Tigerkäfig der Stasi ins Licht der Freiheit“ heißt eine Ausstellung, die derzeit an zwei Orten in Obernburg zu sehen ist: In der Galerie der Kochsmühle und in der Geschäftsstelle der Sparkasse. Gezeigt werden die Werke des in Berlin lebenden Künstlers Gino Kuhn, der in beeindruckenden Bildern seinen Weg aus dem „Tigerkäfig“, der Isolationshaft für politische Häftlinge zu Zeiten der DDR, in das Licht der Freiheit beschreibt. Bei der Vernissage am Mittwochabend, die bilokal stattfand und einen außergewöhnlichen Rahmen hatte, wurden die Besucher vor dem Hintergrund des Mauerfalls vor 25 Jahren auf eine politische Zeitreise geschickt.

Der Künstler Gino Kuhn erklärt seine Werke und Aktionen.

 Düstere Atmosphäre, Qual, Unterdrückung, Schmerz, Ohnmacht begegnen dem Besucher in der Galerie der Kochsmühle, dem „Kulturtempel der Stadt Obernburg“, wie es Bürgermeister Dietmar Fieger am Mittwochabend ausdrückte. Gino Kuhn hat seine eigenen Empfindungen aus der Zeit seiner Haft in Gemälden zum Ausdruck gebracht. Sie sind Spiegel seiner Seele. Der gebürtige Walldürner, bei der Vernissage persönlich anwesend, mahnte: „Ihr müsst das Licht der Freiheit schützen, damit es nicht erlischt. Gebt es unbeschadet an unsere Kinder weiter!“ und führte aus, die Staatssicherheit (Stasi) in der damaligen DDR habe versucht, „feindlich negative Kräfte“ zu brechen. Bei Kuhn war es den Machthabern trotz brutalster Vorgehensweise mit Isolationshaft im „Tigerkäfig“ und tagelangen Verhören nicht gelungen. „Ich bin gestärkt daraus hervorgegangen“, sagte er und unterstrich dies mit eindeutiger Körpersprache. 



Bedrückende Bilder als Spiegel der Seele.

Landrat Jens Marco Scherf sprach von einem „beklemmenden Gefühl“, das ihn angesichts der ausdrucksstarken Bilder erfasst habe. „So etwas verlangt nach Respekt und Demut“. Er resümierte, dass diese Ausstellung das unmittelbare Verstehen ermögliche und man sich erst darüber klar werde, was Freiheit bedeutet, wenn man sich der Unfreiheit bewusst wird. „Melden Sie sich, um den Schülern das unmittelbare Verstehen zu ermöglichen“, forderte er die anwesenden Lehrer auf, sich einen Termin mit ihren Klassen für den Besuch der Ausstellung zu sichern. Für eine Vertiefung des bedrückenden Themas sorgte der freie Journalist und Autor Roman Grafe, der Passagen aus seinem Buch „Deutsche Gerechtigkeit – Prozesse gegen DDR-Grenzschützen und ihre Befehlsgeber“ las. Er führte den Besuchern die Boshaftigkeit der DDR-Machthaber und die Ohnmacht der ihnen Ausgelieferten vor Augen: Todesschützen, die mit Stoßfeuer auf Flüchtlinge zielten, waren mit Medaillen „für vorbildlichen Grenzdienst“ ausgezeichnet worden. Die Verantwortlichen, die nach dem Mauerfall vor Gericht gestellt wurden, kamen mit milden Strafen davon.

Begleitet von jazzig-bluesigen Klängen der Obernburger Musikschul-Rockband „Wallstreet under“ ließen die Vernissage-Gäste Worte und Eindrücke nachklingen, bis Kulturreferentin Gabriele Schmidt dazu aufforderte den Ort zu wechseln. Im Schweigemarsch ging es durch die Gassen der Altstadt zur Sparkasse. In der Badgasse fiel der Blick auf einen jungen Mann mit einem Gewehr im Anschlag in der Uniform eines Volkspolizisten (Vopo). Beim Einbiegen nach links in die Obere Gasse hinderte eine Mauer am Weitergehen. Zwei weitere Vopos standen davor. „Was für ein Leben…, wo alles erfriert! Wir sind das Volk – reißt die Mauern ein!“ deklamierte die Schauspielerin Petra Hofmann. Aus den Lautsprechern erklang „Wind of Change“.

Bunt und farbenprächtig sind Kuhns Bilder, die das Licht der Freiheit widerspiegeln.
Sparkassen-Vorstandmitglied Heinz Peter Kehrer, Landrat Jens Marco Scherf und Bürgermeister Dietmar Fieger bekamen je einen Hammer in die Hand gedrückt und Bauhelme überreicht, die sie sich auf die Köpfe stülpten. Mit Schwung machten sie sich daran, die Mauer niederzureißen. Unter Beifall des Publikums zum Obernburger Mauerfall ging es dann über die Mauerreste in Richtung Sparkassengebäude, wo jeder Teilnehmer von Petra Hofmann auf dem Weg einen „Hunni“ – einen nachgedruckten (unechter) 100-Markschein -als Begrüßungsgeld überreicht bekam. „Sind das wirklich Bilder von Gino Kuhn?“ fragte eine Besucherin und zeigte auf ein farbenprächtiges Gemälde mit Blüten und strahlender Sonne. Ihre Frage war als rhetorisch zu bewerten, denn es sind die Bilder, die sich mit dem Thema „Licht der Freiheit“ befassen und die als Kontrast zum „Tigerkäfig“ die Leuchtkraft und Weite der Natur ausdrücken. Gunnar Hupe (Querflöte) und Florian Wöber (Gitarre) schufen mit federleichter Musik den passenden musikalischen Rahmen zum zweiten Teil der Vernissage.

Geöffnet ist die Ausstellung in der Kochsmühle bis 19. Oktober von Freitag bis Samstag von 16 bis 18 Uhr und an Sonn- und Feiertagen von 14 bis 18 Uhr. Führungen – auch für Schulklassen – können beim Kulturreferat des Landkreises Miltenberg, Telefon 09371 501-506, kultur@Lra-mil.de terminiert werden. Die Bilder zum Zyklus „Licht der Freiheit“ in der Obernburger Geschäftsstelle der Sparkasse sind zu den üblichen Geschäftszeiten anzusehen. 

 „Vom Tigerkäfig der Stasi in das Licht der Freiheit“

Der 1955 in Walldürn geborene Künstler Gino Kuhn ging 1974 nach Westberlin, engagierte sich in Fluchthilfeorganisationen und wurde durch einen Verrat 1975 in der DDR zu sechs Jahren Haft verurteilt. Nach Isolation und Zwangsarbeit wurde er 1978 von der Bundesrepublik freigekauft, 1990 rehabilitiert und als politischer Häftling anerkannt. „Meine Bilder sollen ein Mahnmal sein und widerspiegeln, welchen entwürdigenden Haftbedingungen wir ausgesetzt waren. Da ich in Worten nicht ausdrücken kann, was geschehen ist, sollen meine Gemälde und Zeichnungen von dauerhaft zeitlosem Rang sein und das persönliche Trauma ins Licht der Öffentlichkeit stellen“. Diese Bilder sind in der Galerie der Kochsmühle ausgestellt. Als Ausgleich und Kontrast malt Gino Kuhn „in der freien Natur, wo ich das Licht, den Wind, die Sonne und die Jahreszeiten fühlen kann“. Seine Auswahl an farbenfrohen Impressionen aus Italien und der Region sind im Foyer der Sparkasse zu sehen. Die Bilderschau ist eine Kooperation von Landratsamt, Stadt Obernburg und der Sparkasse Miltenberg Obernburg.

Montag, 22. September 2014

Auf Schusters Rappen durchs ICO

Sonst nur Mitarbeitern, Geschäftspartnern oder Anlieferern vergönnt: Beim Tag der offenen Tür hatte auch die Bevölkerung die Möglichkeit, das ICO-Gelände zu betreten.
Am 20. September 2014 hatte die Bevölkerung Gelegenheit, einen Blick hinter die Kulissen der Unternehmen zu werfen, die es auf dem 176 Hektar umfassenden Gelände des Industrie Centers Obernburg (ICO) gibt. Der Strukturwandel hat auch hier seine Zeichen gesetzt. Zwar ist das ICO Europas größter Chemiestandort, aber im Laufe der Zeit haben sich viele Veränderungen vollzogen.

Bau der Glanzstoffwerke im Jahr 1924
Im Jahr 1924 entstanden dort die Glanzstoffwerke, die vielen Menschen in der Region Lohn und Brot gaben. Das ehemalige Dorf Erlenbach wurde zur Stadt und ist seit der Eingemeindung von Mechenhard und Streit mit rund 10.000 Einwohnern die größte Kommune im Landkreis Miltenberg. Durch den Bau der Glanzstoffsiedlung, die im Jahr 2012 ihren 75. Geburtstag feierte, hat Erlenbach profitiert. Ein salopper Spruch aus der Blütezeit der Glanzstoffwerke klingt älteren Bewohnern entlang des Maintals und aus dem Spessart und Odenwald noch in den Ohren: "Elsenfeld hat den Gestank, Obernburg den Namen und Erlenbach das Geld".

Der Geruch von Schwefelwasserstoff
Der durch Schwefelwasserstoff ausgelöste Geruch, der ab und zu über das Maintal weht, ist allerdings nur noch ab und zu wahrzunehmen und bei weitem nicht mehr so stark wie vor Jahrzehnten. Auch mit der Geldquelle "Glanzstoff" kann Erlenbach kaum noch punkten. Es gab sogar eine Zeit, wo überhaupt keine Gewerbesteuer mehr floss. Das kann sich allerdings jetzt wieder ändern, nachdem eine Erweiterung des Standorts ansteht und sich neue Betriebe dort ansiedeln sollen.

Die wechselvolle Geschichte eines Chemiestandorts
Bis 1972 hielt sich der Name "Glanzstoff", danach war es die "Enka", ab 1991 "Akzo", von 1994 bis 1999 "Akzo Nobel" und anschließend "Acordis". Im Jahr 2003 wurde der Standort in viele Einzelbetriebe aufgeteilt und heißt ab diesem Zeitpunkt Industrie Center Obernburg (ICO), das von der Betreibergesellschaft Mainsite GmbH & Co. KG verwaltet wird. Am vergangenen Samstag konnte man einen Eindruck von der Vielseitigkeit und Größe gewinnen, auf Schusters Rappen das ICO-Gelände erkunden, einen Blick in die Produktion, Forschung, Ausbildung werfen und sich auch über die Werksfeuerwehr informieren. Ein Blick aus der Vogelperspektive übers Fabrikgelände, über die Mainschleife und die Besiedlung zwischen Odenwald und Spessart aus der Gondel eines Autokrans eröffnete völlig neue Perspektiven.

Hier die im Main-Netz erschienene Bilderserie: