Samstag, 27. September 2014

Oktoberfest in Obernburg am 2.10.2014

Gute Laune vor dem Obernburger Rathaus bei Oktoberfeststimmung: Peter Klemm, Katja Heinz, Moni und Manfred Schmock.
"O'zapft is'" heißt es am 2. Oktober vor dem Rathaus in Obernburg, wenn Bürgermeister Dietmar Fieger den Zapfhahn im Bierfass gegen 11 Uhr versenkt hat. Ab dann geht es zünftig zu. Selbst wenn der Himmel am 2. Oktober nicht weiß blau sein sollte, wird das der guten Laune keinen Abbruch tun. Denn das Festzelt ist mit bayerisch Blau ausgestattet und beim Maß Bier, das halb so teuer ist wie auf der Wies'n, bei Brez'n, bayerischen Schmankerln und zünftiger Musik lässt sich's prima aushalten. Ab 18 Uhr spielt das Duo Kussecht. Der Gewerbeverein prämiert das schönste Dirndl und die schönste Krachlederne. Den Siegern winkt ein Wellness-Wochenende in der Domstadt Fulda. Beim Einkauf in den Obernburger Geschäften gibt's Gutscheine, die im Festzelt eingelöst werden können.

Und hier das Ergebnis der Wahl zum schönsten Dirndl und der schönsten Krachledernen.

Freitag, 26. September 2014

Der Mauerfall von Obernburg

Noch steht sie, die Mauer, bewacht von zwei Vopos mit dem Gewehr im Anschlag.
Doch nicht mehr lange, denn Sparkassen-Vorstandmitglied Heinz Peter Kehrer, Landrat Jens Marco Scherf und Bürgermeister Dietmar Fieger sind wild entschlossen, sie niederzureißen.

Wie vor 25 Jahren in Berlin kommt es zum Mauerfall in Obernburg.
„Vom Tigerkäfig der Stasi ins Licht der Freiheit“ heißt eine Ausstellung, die derzeit an zwei Orten in Obernburg zu sehen ist: In der Galerie der Kochsmühle und in der Geschäftsstelle der Sparkasse. Gezeigt werden die Werke des in Berlin lebenden Künstlers Gino Kuhn, der in beeindruckenden Bildern seinen Weg aus dem „Tigerkäfig“, der Isolationshaft für politische Häftlinge zu Zeiten der DDR, in das Licht der Freiheit beschreibt. Bei der Vernissage am Mittwochabend, die bilokal stattfand und einen außergewöhnlichen Rahmen hatte, wurden die Besucher vor dem Hintergrund des Mauerfalls vor 25 Jahren auf eine politische Zeitreise geschickt.

Der Künstler Gino Kuhn erklärt seine Werke und Aktionen.

 Düstere Atmosphäre, Qual, Unterdrückung, Schmerz, Ohnmacht begegnen dem Besucher in der Galerie der Kochsmühle, dem „Kulturtempel der Stadt Obernburg“, wie es Bürgermeister Dietmar Fieger am Mittwochabend ausdrückte. Gino Kuhn hat seine eigenen Empfindungen aus der Zeit seiner Haft in Gemälden zum Ausdruck gebracht. Sie sind Spiegel seiner Seele. Der gebürtige Walldürner, bei der Vernissage persönlich anwesend, mahnte: „Ihr müsst das Licht der Freiheit schützen, damit es nicht erlischt. Gebt es unbeschadet an unsere Kinder weiter!“ und führte aus, die Staatssicherheit (Stasi) in der damaligen DDR habe versucht, „feindlich negative Kräfte“ zu brechen. Bei Kuhn war es den Machthabern trotz brutalster Vorgehensweise mit Isolationshaft im „Tigerkäfig“ und tagelangen Verhören nicht gelungen. „Ich bin gestärkt daraus hervorgegangen“, sagte er und unterstrich dies mit eindeutiger Körpersprache. 



Bedrückende Bilder als Spiegel der Seele.

Landrat Jens Marco Scherf sprach von einem „beklemmenden Gefühl“, das ihn angesichts der ausdrucksstarken Bilder erfasst habe. „So etwas verlangt nach Respekt und Demut“. Er resümierte, dass diese Ausstellung das unmittelbare Verstehen ermögliche und man sich erst darüber klar werde, was Freiheit bedeutet, wenn man sich der Unfreiheit bewusst wird. „Melden Sie sich, um den Schülern das unmittelbare Verstehen zu ermöglichen“, forderte er die anwesenden Lehrer auf, sich einen Termin mit ihren Klassen für den Besuch der Ausstellung zu sichern. Für eine Vertiefung des bedrückenden Themas sorgte der freie Journalist und Autor Roman Grafe, der Passagen aus seinem Buch „Deutsche Gerechtigkeit – Prozesse gegen DDR-Grenzschützen und ihre Befehlsgeber“ las. Er führte den Besuchern die Boshaftigkeit der DDR-Machthaber und die Ohnmacht der ihnen Ausgelieferten vor Augen: Todesschützen, die mit Stoßfeuer auf Flüchtlinge zielten, waren mit Medaillen „für vorbildlichen Grenzdienst“ ausgezeichnet worden. Die Verantwortlichen, die nach dem Mauerfall vor Gericht gestellt wurden, kamen mit milden Strafen davon.

Begleitet von jazzig-bluesigen Klängen der Obernburger Musikschul-Rockband „Wallstreet under“ ließen die Vernissage-Gäste Worte und Eindrücke nachklingen, bis Kulturreferentin Gabriele Schmidt dazu aufforderte den Ort zu wechseln. Im Schweigemarsch ging es durch die Gassen der Altstadt zur Sparkasse. In der Badgasse fiel der Blick auf einen jungen Mann mit einem Gewehr im Anschlag in der Uniform eines Volkspolizisten (Vopo). Beim Einbiegen nach links in die Obere Gasse hinderte eine Mauer am Weitergehen. Zwei weitere Vopos standen davor. „Was für ein Leben…, wo alles erfriert! Wir sind das Volk – reißt die Mauern ein!“ deklamierte die Schauspielerin Petra Hofmann. Aus den Lautsprechern erklang „Wind of Change“.

Bunt und farbenprächtig sind Kuhns Bilder, die das Licht der Freiheit widerspiegeln.
Sparkassen-Vorstandmitglied Heinz Peter Kehrer, Landrat Jens Marco Scherf und Bürgermeister Dietmar Fieger bekamen je einen Hammer in die Hand gedrückt und Bauhelme überreicht, die sie sich auf die Köpfe stülpten. Mit Schwung machten sie sich daran, die Mauer niederzureißen. Unter Beifall des Publikums zum Obernburger Mauerfall ging es dann über die Mauerreste in Richtung Sparkassengebäude, wo jeder Teilnehmer von Petra Hofmann auf dem Weg einen „Hunni“ – einen nachgedruckten (unechter) 100-Markschein -als Begrüßungsgeld überreicht bekam. „Sind das wirklich Bilder von Gino Kuhn?“ fragte eine Besucherin und zeigte auf ein farbenprächtiges Gemälde mit Blüten und strahlender Sonne. Ihre Frage war als rhetorisch zu bewerten, denn es sind die Bilder, die sich mit dem Thema „Licht der Freiheit“ befassen und die als Kontrast zum „Tigerkäfig“ die Leuchtkraft und Weite der Natur ausdrücken. Gunnar Hupe (Querflöte) und Florian Wöber (Gitarre) schufen mit federleichter Musik den passenden musikalischen Rahmen zum zweiten Teil der Vernissage.

Geöffnet ist die Ausstellung in der Kochsmühle bis 19. Oktober von Freitag bis Samstag von 16 bis 18 Uhr und an Sonn- und Feiertagen von 14 bis 18 Uhr. Führungen – auch für Schulklassen – können beim Kulturreferat des Landkreises Miltenberg, Telefon 09371 501-506, kultur@Lra-mil.de terminiert werden. Die Bilder zum Zyklus „Licht der Freiheit“ in der Obernburger Geschäftsstelle der Sparkasse sind zu den üblichen Geschäftszeiten anzusehen. 

 „Vom Tigerkäfig der Stasi in das Licht der Freiheit“

Der 1955 in Walldürn geborene Künstler Gino Kuhn ging 1974 nach Westberlin, engagierte sich in Fluchthilfeorganisationen und wurde durch einen Verrat 1975 in der DDR zu sechs Jahren Haft verurteilt. Nach Isolation und Zwangsarbeit wurde er 1978 von der Bundesrepublik freigekauft, 1990 rehabilitiert und als politischer Häftling anerkannt. „Meine Bilder sollen ein Mahnmal sein und widerspiegeln, welchen entwürdigenden Haftbedingungen wir ausgesetzt waren. Da ich in Worten nicht ausdrücken kann, was geschehen ist, sollen meine Gemälde und Zeichnungen von dauerhaft zeitlosem Rang sein und das persönliche Trauma ins Licht der Öffentlichkeit stellen“. Diese Bilder sind in der Galerie der Kochsmühle ausgestellt. Als Ausgleich und Kontrast malt Gino Kuhn „in der freien Natur, wo ich das Licht, den Wind, die Sonne und die Jahreszeiten fühlen kann“. Seine Auswahl an farbenfrohen Impressionen aus Italien und der Region sind im Foyer der Sparkasse zu sehen. Die Bilderschau ist eine Kooperation von Landratsamt, Stadt Obernburg und der Sparkasse Miltenberg Obernburg.

Montag, 22. September 2014

Auf Schusters Rappen durchs ICO

Sonst nur Mitarbeitern, Geschäftspartnern oder Anlieferern vergönnt: Beim Tag der offenen Tür hatte auch die Bevölkerung die Möglichkeit, das ICO-Gelände zu betreten.
Am 20. September 2014 hatte die Bevölkerung Gelegenheit, einen Blick hinter die Kulissen der Unternehmen zu werfen, die es auf dem 176 Hektar umfassenden Gelände des Industrie Centers Obernburg (ICO) gibt. Der Strukturwandel hat auch hier seine Zeichen gesetzt. Zwar ist das ICO Europas größter Chemiestandort, aber im Laufe der Zeit haben sich viele Veränderungen vollzogen.

Bau der Glanzstoffwerke im Jahr 1924
Im Jahr 1924 entstanden dort die Glanzstoffwerke, die vielen Menschen in der Region Lohn und Brot gaben. Das ehemalige Dorf Erlenbach wurde zur Stadt und ist seit der Eingemeindung von Mechenhard und Streit mit rund 10.000 Einwohnern die größte Kommune im Landkreis Miltenberg. Durch den Bau der Glanzstoffsiedlung, die im Jahr 2012 ihren 75. Geburtstag feierte, hat Erlenbach profitiert. Ein salopper Spruch aus der Blütezeit der Glanzstoffwerke klingt älteren Bewohnern entlang des Maintals und aus dem Spessart und Odenwald noch in den Ohren: "Elsenfeld hat den Gestank, Obernburg den Namen und Erlenbach das Geld".

Der Geruch von Schwefelwasserstoff
Der durch Schwefelwasserstoff ausgelöste Geruch, der ab und zu über das Maintal weht, ist allerdings nur noch ab und zu wahrzunehmen und bei weitem nicht mehr so stark wie vor Jahrzehnten. Auch mit der Geldquelle "Glanzstoff" kann Erlenbach kaum noch punkten. Es gab sogar eine Zeit, wo überhaupt keine Gewerbesteuer mehr floss. Das kann sich allerdings jetzt wieder ändern, nachdem eine Erweiterung des Standorts ansteht und sich neue Betriebe dort ansiedeln sollen.

Die wechselvolle Geschichte eines Chemiestandorts
Bis 1972 hielt sich der Name "Glanzstoff", danach war es die "Enka", ab 1991 "Akzo", von 1994 bis 1999 "Akzo Nobel" und anschließend "Acordis". Im Jahr 2003 wurde der Standort in viele Einzelbetriebe aufgeteilt und heißt ab diesem Zeitpunkt Industrie Center Obernburg (ICO), das von der Betreibergesellschaft Mainsite GmbH & Co. KG verwaltet wird. Am vergangenen Samstag konnte man einen Eindruck von der Vielseitigkeit und Größe gewinnen, auf Schusters Rappen das ICO-Gelände erkunden, einen Blick in die Produktion, Forschung, Ausbildung werfen und sich auch über die Werksfeuerwehr informieren. Ein Blick aus der Vogelperspektive übers Fabrikgelände, über die Mainschleife und die Besiedlung zwischen Odenwald und Spessart aus der Gondel eines Autokrans eröffnete völlig neue Perspektiven.

Hier die im Main-Netz erschienene Bilderserie: