Montag, 2. Oktober 2023

Ein kulturelles Kleinod Obernburgs: Die Kleinkunstbühne Kochsmühle


Wortwitz und intelligente Pointen bietet Christof Maul auf der Kleinkunstbühne der Obernburger Kochsmühle.
Fotos: Ruth Weitz



Die Kleinkunstbühne im Obernburger Musentempel Kochsmühle ist weit über die Grenzen des Landkreises Miltenberg bekannt. Sie bietet Freunden der niveauvollen Kabarett- und Comedyprogramme beste Unterhaltung zum kleinen Preis und auch Nachwuchskünstlern eine Chance. Heute bekannte Künstler und Künstlerinnen der Kleinkunstszene haben sich auf der Bühne erste Sporen verdient, wie Günter Grünwald, Volker Pispers oder Michael Mittermeier oder die Liedermacherin Fee Badenius. Hier eine Zusammenfassung des Auftritts von Christoph Maul am 29. September 2023:

Mit klugen Wortspielereien bietet der aus dem mittelfränkischen Schillingsfürst stammende Kabarettist Christoph Maul beste Unterhaltung und hat den gut drei Dutzend Menschen in der Obernburger Kochsmühle am Freitagabend viel Freude und Bauchmuskelkater bereitet.

Seit 2022 ist Maul Sitzungspräsident von »Fastnacht in Franken« und dadurch auch bei den Kabarettgästen in der Region am bayerischen Untermain bekannt. Trotz medialer Anerkennung und Begeisterung bei seinen Auftritten in Süddeutschland und Österreich war der Saal im Obernburger Musentempel nur mäßig besetzt. Wirklich schade, denn es wurde Unterhaltung auf hohem Niveau geboten. Gags mit erfrischendem Humor und Tiefgängiges, das zum Nachdenken anregte. »Wollt ihr Politisches oder Blödes« fragt er zu Beginn seines Auftritts und lässt durch Klatschen abstimmen. Der Pegel der Lautstärke ist bei beiden Varianten nicht zu unterscheiden. Kein Wunder, wie Maul meint, denn beides sei deckungsgleich.


Skurille Geschichten und politische Ränkespiele


Es sind alltägliche Begebenheiten, skurrile Geschichten, fränkische Lebensart und politische Ränkespiele, die den 44-jährigen umtreiben. Daraus entsteht ein Feuerwerk an intelligenten und witzigen Pointen. Das lässt die Menschen im Auditorium kaum zum Luftholen kommen. Lachen im Dauermodus ist angesagt. Maul wirkt authentisch, zumal seine Geschichten aus dem wahren Leben gegriffen sind, wenngleich bewusst karikiert. Das wohnt eigentlich allen Künstlern und Künstlerinnen inne, die auf der Kabarettbühne stehen, weil es zu ihren Ansinnen passt. Sie wollen unterhalten und zuweilen auch den Finger auf die Wunde legen, um zum Nachdenken anzuregen.


Beeindruckende Leichtigkeit


Christoph Maul gelingt dies mit beeindruckender Leichtigkeit, prangert politische Fehlentwicklungen wie eine über Jahrzehnte vernachlässigte Ausstattung der Bundeswehr oder eine verfehlte Verkehrspolitik an und erzählt vom spießbürgerlichen Müllinferno, um einen zugezogenen Nachbarn zu verdrängen. »Franken mögen keine Leut‘«, sagt er und meint damit abgelehnte soziale Kontakte bei neuen Begegnungen. Er ist und wirkt bodenständig. Mit seiner Familie lebt er immer noch dort, wo er geboren ist. 


Vergebliches Warten 


Nach einer kurzen Pause folgte der zweite Teil seines Programms, der recht kurz ausfiel. Er hatte angekündigt, sich mit dem Publikum am Voting für Eva Brockmann zur deutschen Weinkönigin zu beteiligen. Die Leute im Raum warteten nach ihrem freundlichen Applaus vergeblich, dass er wieder die Bühne betrat. Christoph Maul ließ sie verwirrt zurück. War es ein bewusster Fake, um früher nachhause zu kommen oder typisch fränkisch Ironie als Antwort auf den Hype. Letztlich hat sich Eva Brockmann die Krone geangelt und der Kabarettist freute sich nach der Bekanntgabe bestimmt mit ihr, weil sie aus Franken, nämlich aus dem unterfränkischen Haibach aus dem Kreis Aschaffenburg, stammt.  

© Fotos und Text Ruth Weitz


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